Bericht4

Nun begannen die Vorbereitungen für die Transplantation sowie die Bestrahlung, die ja vorher stattfinden mußte. Fahrten nach Hamburg, die teilweise sehr anstrengend waren, morgens hin, abends zurück, immer wieder sprangen meine Mutter und die Haushaltshilfe sowie der Kindergarten ein, damit die Geschwisterkinder versorgt waren. Die Vorbereitung für die Bestrahlung war sehr anstrengend, unheimlich, so langsam wurde mir bewußt, wie gefährlich diese Sache war, was meine Kleine durchmachen muß. Sie wurde gemessen, gewogen, von allen Seiten geröntgt, ihr kleiner Körper wurde mit Markierungen versehen, über alle wurden dicke grüne Striche hingemalt, die bis zur Bestrahlung bleiben mußten. Ein Schutzblock für die Lunge wurde erstellt, weil sie nicht so viel bestrahlt werden darf, wie der restliche Körper. Im Bestrahlungsraum selber wurde Probeliegen gemacht, es war wie in einem Sience-Fiction-Horrorfilm. In einem Raum mußte Sonja sich auf den Boden legen, eine Glasplatte mit dem Schutzblock wurde über sie geschoben und gespenstische, rote Laserstrahlen gingen durch den Raum. Es mußte alles milimetergenau passen. Vorbei ging man an Regalen, wo die ganzen Schutzblöcke für die anderen Patienten lagen, oder wie man es nennt, es war sehr erschreckend. Aber wie gesagt, das waren ja nur die Vorbereitungen. Nun stand auch der Termin für die Transplantation fest. Das Organisieren für die Geschwisterkinder ging wieder los, denn wir würden lange in Hamburg bleiben, wohnen konnte ich dort im Ronald Mc Donald Haus,wo es mir sehr gut gefiel, das Personal und die Hausleitung waren echt klasse! Wenn Ihr mal bei Mc Donalds seid und die kleinen Spardosen neben der Kassen stehen seht, dann schmeißt doch mal was rein, denn das Geld ist für diese Häuser, damit die Eltern bei ihren Kranken Kindern sein können!Sonja hatte am Anfang der Behandlungen in Bremen einen Broviac-Katheter bekommen, leider würde dieser für die Transplantation nicht ausreichen, sie brauchte einen Quintenkatheter, der drei Zugänge für Infusionen hat. Dies sollte dann kurz vor der Transplantation geschehen. Der Tag der Abreise rückte immer näher ich schickte Sonjas leiblichem Vater ein Fax, daß er sie nochmal sehen könnte, man weiß ja nie, wie soetwas ausgeht, es hat ihn nicht interessiert.Nun ging es los Richtung Hamburg und ich mußte sehr weinen, als ich daran denken mußte, es kann passieren, daß ich ohne mein Kind zurückkomme. Das hört sich zwar hart an, aber es ist nun mal die Realität.In Hamburg angekommen stellte sich leider heraus, daß doch noch kein Zimmer auf Station für Sonja frei war. Aber es war kein Problem, ich nahm sie mit ins Ronald Mc Donald Haus, als ich was einkaufen mußte, kümmerte sich das Hauspersonal um sie , das war echt klasse! Ich nutzte die Zeit um Sonja vor der schweren Zeit noch eine Freude zu machen. Sonjas Patentante war uns mitlerweile mit dem Zug nachgereist und wir machten einen Ausflug zum Tierpark Hagenbeck. Große Angst vor Ansteckungsgefahr brauchten wir nicht zu haben, es schneite , es war Februar und viele Menschen waren nicht unterwegs. Von der Klinik bekamen wir einen Buggy, Handtücher als Sitzkissen sowie Taxigutschein vom Ronald Mc Donald Haus, Sonja verpaßten wir einen Mundschutz, meine Regenjacke und Regenhose, es sah zum Schießen aus,aber das war uns egal, Sonja sollte nochmal was tolles erleben und es war wunderbar.Einen Tag später ging es nun in die Klinik und die Operation für den Katheter wurde durchgeführt, es verlief alles gut. Allerdings hatte Sonja sich erkältet, was später noch zu Komplikationen führen sollte. Nach der OP kamen wir auf die Station Kinder1 und bevor es ein paar Tage später auf die Transplantationsstation gehen sollte, waren nun die Bestrahlungen dran. Morgens um sieben , abends um sieben wurde Sonja bestrahlt und das lief folgendermaßen ab: Mit Mundschutz und gut verpackt ging es entweder im Buggy durch viele Flure und Gänge oder mit dem Krankenwagen in das Gebäude für die Bestrahlungen , die Abteilung lag unten im Keller, die Spuckschalen immer in der Hand, weil danach Übelkeit auftreten kann. Ich glaube, zweimal wurde Sonja dort bestrahlt, wo sie sich im Schlüpfer auf die Erde legen mußte, unter die Glasscheibe, die anderen Male mußte sie sich auf ein Bett legen daß hochgefahren und genau eingestellt wurde. Davor wurde so eine Art Plexiglaswand geschoben. Allein das Ausrichten und diese Vorbereitungen dauerten ewig! Nun mußten wir alle rausgehen und eine massive, meterdicke Eisentür schloß hermetisch hinter uns ab. Es war schlimm. Nun setzte ich mich vor einen Monitor , wo ich Sonja sehen konnte, über eine Sprechanlage mußte ich sie nun während der ganzen Bestrahlungszeit mit Worten beruhigen, damit sie sich ja nicht bewegt! Es war die Hölle! So ging das nun jeden Tag, wenn ich mich richtig erinnere, 4 Tage lang.

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