Bericht7
An
alle medizinischen Fachkräfte!
Sie
werden bestimmt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und schmunzeln,
wenn Sie meine Erklärungen lesen, aber bedenken Sie bitte, ich bin nur
eine einfache Hausfrau und Mutter und beschreibe hier alles mit eigenen Worten,
so, wie ich es verstanden habe.
Der Tag,
an dem Sonja ein zweites Mal geboren wurde!!!
Nun war
der Tag X gekommen, heute sollte Sonja ihre Stammzellen bekommen. Es gibt zwei
Arten von Möglichkeiten, entweder werden die Stammzellen früher entnommen
und eingefroren, was bei der Übertragung zu heftigen Komplikationen führen
kann, unter anderem auch, weil da eine Art Frostschutzmittel mit im Spiel ist,
oder Entnahme- und direktes Überbringen und Übertragen am Empfänger.So
war es bei uns. Unser Spender wohnt in Oberbayern und mußte so viel ich
weiß nach Dresden. Von Hamburg aus begab sich ein Coordinator( bei uns
war es eine Frau)per Flugzeug nach Dresden, um die Stammzellen dort entgegenzunehmen.Dann
ging es wieder mit dem Flieger nach Hamburg in die Klinik. Den ganzen Morgen
lief ich schon auf dem Stationsflur auf und ab, wahnsinnig nervös. Sonjas
Werte waren alle auf null, sie brauchte die Stammzellen, sonst würde sie
es nicht schaffen. Was da unterwegs alles hätte passieren können,
tausend schlimme Gedanken schwirrten durch meinen Kopf! Endlich, die Stammzellen
waren da, die Coordinaeterin kam mit dem Köfferchen auf den Flur und ich
mußte vor Erleichterung weinen.Ein wenig
dauerte es noch-dann ging es los.Wenn man gar keine Ahnung hat, so wie es bei
mir auch erst war, stellt man sich diese Sache nun sehr ereignisreich vor, aber
so war es bildlich gesehen nicht, aber das was da jetzt passierte, um was es
ging, was das bedeutete, schwer ist das in Worte zu fassen, ES GING UM DAS LEBEN
MEINES KINDES.Die Gabe
der Stammzellen kann man sich so vorstellen, wie wenn jemand Blut übertragen
bekommt( siehe Fotos), der Beutel mit den Stammzellen wird aufgehängt und
wie bei einer Infusion wurde es Sonja zugeführt. Nun mußte sie gut
beobachtet werden, denn es konnte zu heftigsten Reaktionen kommen- wir hatten
Glück - sie hat es gut überstanden.Nun begann
eine sehr spannende Zeit.Würde Sonjas Körper das Knochenmark annehmen,
es hätte auch eine Abstossung (GVH)kommen können, würde sich
ihr Blut wieder bilden? Mehrfach am Tag Blutentnahmen, hoffnungsvolles Warten
auf die Blutwerte, haben sich die Leukozyten gebildet?? Es sollte über
eine Woche dauern, wenn ich mich recht erinnere, bis die erlösende Nachricht
kam, ja, ganz zaghaft und langsam, aber die ersten Leukos waren da! Mein Gott,
waren wir alle erleichtert. Nun ging es erstmal bergauf. Wir hatten sehr viel
Glück , im Schnitt verbringen die Patienten um die 6 Wochen auf der KMT,
bei uns waren es nur gute 2 Wochen. Als das erste Mal die Schleusentür
aufbleiben durfte, Sonja auf den Flur durfte, ja, dann sogar mal oben im Krankenhaus
auf einen Balkon, ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie bewegend solche
Momente sind.So weit hatten wir es geschafft. Sonja versuchte nun ach mal zu
essen, aber das ging noch nicht.Der große
Tag kam und wir durften die KMT verlassen, zurück auf die Station Kinder1-es
war, als kämen wir nach Hause, so wohl fühlten wir uns dort. Oft
muß ich an die Menschen denken, die es nicht geschafft haben, an die Angehörigen,
die genauso wie ich mitgekämpft haben.Ein
dickes Dankeschön an das ganze Team der KMT in der Hamburger Uniklinik Eppendorf!
Ein
dickes Dankeschön an das Ronald Mac Donald Haus!
Der
Name des Spenders wurde uns übrigens erst ein Jahr nach der Transplantation
mitgeteilt, mit seinem Einverständnis, persönlich kennengelernt haben
wir ihn leider noch nicht.Man hat aber in diesem einen Jahr die Möglichkeit,
anonym mit Pseudonym zu schreiben.Dieses war nun also der Bericht der KMT, aber unsere
Geschichte geht noch viel weiter, viele Komplikationen und Krankenhausaufenthalte
folgten, ich werde also auf diesen Seiten weiter berichten und es sind auch
noch viele Fotos da.
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